Die bekannten fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tastsinn) helfen uns die Welt um uns herum wahrzunehmen. Bis auf den Tastsinn werden alle äusseren Sinneswahrnehmungen über Sinnesorgane am Kopf wahrgenommen.
Analog zu den fünf äusseren Sinnen können wir auch die inneren Wahrnehmungen in fünf Sinne unterteilen. Die inneren Sinne geben uns Informationen über den Zustand unseres Körperinneren: wir können Schmerz, Temperatur, Druck, Muskelspannung und Gelenkpositionen wahrnehmen. Die letzten drei sind besonders interessant, während der Körper in Bewegung ist. Die ersten drei nutzen wir in der Meditation. Einige dieser inneren Sinne sind relativ leicht bewusst wahrnehmbar, andere sind schwer und nur durch intensives Training zu finden.
Im Alltag ist der Grossteil unseres Bewusstseins für gewöhnlich in der Aussenwahrnehmung. Wir nutzen die fünf äusseren Sinne um bewusst mit der Aussenwelt zu interagieren. Unsere Aktivität ist im Kopf konzentriert.
Im Tai Chi Training versuchen wir den Schwerpunkt unseres Bewusstseins von aussen nach innen zu verschieben . Dazu deaktivieren wir zunächst unser äusseres Bewusstsein – exakt der gleiche Prozess wie beim Einschlafen. Anschliessend aktivieren wir die Innenwahrnehmung, indem wir versuchen einen Prozess in unserem Körper zu spüren. Sobald wir ihn spüren, versuchen wir den Prozess zu verändern und spüren wiederum, ob und wie der Prozess sich wandelt. Mit der Zeit wird die Wahrnehmung genauer, und parallel dazu wird die Intention effektiver. Das heisst, die Absicht etwas zu verändern führt immer mehr zu dem beabsichtigten Ergebnis.
Die Wahrnehmung von Druck von aussen (Tastsinn) und Druck (oder Fülle) von innen treten manchmal gemeinsam auf. So ist zum Beispiel der Druck in den Fusssohlen (bei Gewichtsverlagerung) sowohl von aussen als auch von innen wahrnehmbar. Der Druck in den Fusssohlen ist daher ein geeigneter Prozess um das Spüren von inneren Wahrnehmungen zu beginnen.
Die Spannung von Muskeln kann auf unterschiedliche Art beeinflusst werden. Relativ leicht können wir willentlich Muskeln anspannen. Schwieriger ist es, Muskeln kontrolliert zu entspannen. Im fortgeschrittenen Training wird es besonders interessant, die Muskeln so fein zu aktivieren, dass sie sich verlängern, aber gleichzeitig ihre Spannung erhöhen.
Die Position der Gelenke sind für untrainierte Menschen schon ungefähr wahrnehmbar: wir können auch mit geschlossenen Augen unsere ungefähre Körperhaltung einschätzen. Eine genaue Wahrnehmung der Position aller Wirbel in der Wirbelsäule beispielsweise ist hingegen erst nach einigem Training möglich.